Karsten Geschwandtner

Offener Brief zu: Dein Sommer im Paradies

Sehr geehrter Herr Dr. Nitzsche, sehr geehrter Herr Auerswald,

die Stadt Jena plant in Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Vereinigung im Rahmen der Aktion „Dein Samstag im Paradies (14.08.2021)“ eine Impfaktion für alle Impfwilligen ab 12 Jahren.

Zahlreiche wissenschaftliche Studien zeigen deutlich auf, dass Sars-Cov2 für Menschen unter 18 Jahren ein Lebensrisiko darstellt, welches nicht über andere Lebensrisiken in dieser Altersgruppe hinaus geht, exemplarisch werden hier zwei Veröffentlichungen zitiert:

  1. “Our results confirm that COVID-19 illness in children and adolescents is resolved in the community, after short duration, low symptom burden and with no need of hospitalization in most cases.”
    https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2021.05.05.21256649v1.full.pdf
  2. Children with COVID-19 were not more likely to experience late conditions than children without COVID-19.
    https://doi.org/10.1093/cid/ciab338

Es liegen unseres Wissens auch keine Erkenntnisse vor, dass die Delta-Variante das Gefährdungspotential für Kinder und Jugendliche erhöht hätte.

Im Jahresbericht der Stadt Jena „1 Jahr COVID-19-Pandemie in Jena- ein Überblick” mit Datenstand vom 18.03.2021 schreibt die Stadt selbst:
„Da bisher weder Krankenhausaufenthalte noch Todesfälle in der Gruppe der unter 18-Jährigen aufgetreten sind, werden diese in der folgenden Grafik zusammen ausgewiesen.“

Es erscheint daher nachvollziehbar, dass für Kinder und Jugendliche im Alter von 12-17 Jahren nur eine Empfehlung der STIKO für Personen mit schweren Vorerkrankungen vorliegt. Und wie Sie sicherlich wissen, hat der Bundesgerichtshof 2017 entschieden,dass die STIKO Nutzen und Risiken von Impfungen beurteilen könne und diese Impfempfehlungen gelten als „medizinischer Standard“.

Vor der Durchführung der geplanten Impfaktion im Paradies sind folgende Fragestellungen daher dringend zu beantworten:

  • Welche Daten liegen der Stadt Jena / der Kassenärztlichen Vereinigung vor, dass Sie entgegen der Empfehlung der STIKO zu dem Schluss kommt, eine Impfung für Kinder und Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren hätte eine positive Nutzen-Risiko-Erwartung? Oder vertritt die Stadt Jena und / oder die Kassenärztliche Vereinigung das verbreitete Narrativ, dass die Impfung zwar aus Nutzen-Risiko-Sicht für die Altersgruppe 12 bis 17 Jahren nicht positiv sei, aber für den Schutz anderer gewisse Risiken in Kauf zu nehmen seien?
  • Wie ist es aus Sicht der Stadt Jena / der Kassenärztlichen Vereinigung ethisch zu rechtfertigen eine für die Altersgruppe 12 bis 17 Jahren medizinisch fragwürdige (d.h. nicht dem medizinischem Standard entsprechende) Behandlung im Rahmen eines Sommerfestes – „Dein Samstag im Paradies (14.08.2021)“ – anzubieten?
  • Ist insbesondere sichergestellt, dass die Impfwilligen ordnungsgemäß und umfassend über Nutzen und Risiken der Impfung aufgeklärt werden? Wird offen gegenüber den Sorgeberechtigten und Jugendlichen ab 14 bis 17 Jahren kommuniziert, dass Sie diese medizinische Behandlung im Wesentlichen nicht für Ihren eigenen Schutz benötigen?
  • Wer haftet für Impfschäden, insbesondere für evt. Schäden in der Altersgruppe 12 bis 17 Jahre? Werden Impfwillige und deren Sorgeberechtigte über diese Haftungsfragen aufgeklärt?
  • Wird vor der Impfung abgeklärt, ob die Impfwilligen bereits eine Sars-Cov2-Infektion hinter sich hatten? Wird darauf insbesondere bei Impflingen in der Altersgruppe von 12 bis 17 Jahren geachtet, da die Nutzen-Risiken-Erwartung in diesem Falle noch deutlich negativer ist?

Da bei der von Ihnen geplanten Aktion ein relevantes und nicht kalkulierbares Risiko besteht Gesundheitsschäden zu verursachen, fordern wie Sie hiermit auf zeitnah zu den oben aufgeführten Fragen Stellung zu nehmen.

Mit freundlichen Grüßen

Karsten Geschwandtner
Direktkandidat für den WK 191 der Basisdemokratische Partei Deutschlands

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